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Prof. Paul Flora
1922 geb. in Glurns im Vintschgau, Südtirol

1927     Übersiedlung nach Innsbruck

1948     Mitglied des Art-Club, Wien

1957     Beginn der 14 Jahre währenden Mitarbeit an der Wochenzeitschrift »Die Zeit«

Besonders viel über Paul Flora sagt aus, was er vierzehn Jahre für die ZEIT gezeichnet hat. Woche für Woche lieferte er seine Blätter ab, immer nach eigener Idee und Betrachtung der Commedia del Mundi. Das hat ihn so groß gemacht, zum unerreichten Verwalter seiner Federphantasien, dass er in allem listig Bühne und Auftritt, Schurke und Unschuld zu bezeichnen wusste.

Alle Bilder entstehen auf der Hungerburg, in seinem Arbeitszimmer, dessen Fenster den Blick freigeben nach Süden, zum Brenner hin, auf die Grenze, die alle Tiroler schmerzt.
Paul Flora hat beides vor Augen, die vergangene Herrlichkeit der k. u. k. Monarchie und den Glanz der italienischen Kultur. Paul Flora geht mit der Gegenwart, aber er sitzt zu Tisch mit Vergangenheit und Zukunft. Was er mit der Feder aufs Blatt strichelt, das sticht oft und streichelt ebenso oft, in der Spannung zwischen venezianischem Maskenspiel und Herzmanovskys Reporterhaftigkeit, zwischen Grillparzer und Thomas Bernhard.
Paul Flora schafft aus dem Vollen. Sein Fleiß und seine Produktivität wirken gelegentlich unheimlich auf weniger schnelle Arbeiter. Er sieht dabei nie hastig aus, hat immer Zeit zu Ausflügen für Kopf und Füße. Manchmal plagt ihn das Stundenglas, und er sagt dann Sätze wie „Man müsste fünf Leben haben, um alles zu tun, was man machen möchte...“

ZEIT MAGAZIN

  Paul Flora betreffend

Der Zeichner und der Schriftsteller, diese Zwillinge, sind Erzähler. Sie fabulieren, berichten, träumen, klagen an, spotten, lachen und schwärmen. Zu allem braucht man Welt: Palmen, Gesichter, Pluderhosen, Kirchenportale, Kentauren, Blumentöpfe, Karyatiden, Generäle und reisende Engländer. Beide Zwillinge hantieren mit Stift und Feder. Beide schreiben, was sie zu erzählen haben, auf Papier. Der eine bedient sich der Buchstaben. Der andere schreibt in Bilderschrift. Und er hat den beneidenswerten Vorteil, dass seine Geschichten, Anekdoten, Pamphlete, Hymne und Humoresken nicht übersetzt zu werden brauchen. Für den Zeichner gibt es keine Fremdsprachen. Erschreibt in der Muttersprache aller Völker. Flora ist ein Bildschriftsteller. Er ist ein Literat.

  Erich Kästner

Ich hege große Bewunderung für Paul Flora. Er gehört zu den Zeichnern, die unsere Epoche zu bereichern vermögen und ich staune immer wieder über seine Ideenvielfalt. Ich ziehe brüderlich meinen Hut vor ihm.

Georges Simenon

 

  Paul Floras Venedig-Bilder sind die Impressionen eines Melancholikers, der dem Tageslicht die Dämmerung, dem Harten, Festumrissenen nur das vage Angedeutete vorzieht. Doch was das Wunderbare an diesen Zeichnungen ist: erreicht werden diese Stimmungen zumeist mit dem härtesten und schärfsten Zeichengerät, der Stahlfeder, die Flora mit unglaublicher Leichtigkeit zu handhaben versteht. Als feines durchsichtiges Filigran liegen die Tuschstriche auf dem Papier und verdichten sich, wo Dunkel gefordert ist, zu gewebeartigen Schraffuren.

Rudolf Koella

 

Flora durchschaut die Welt, er will sie nicht ändern. Er ist ein scharfer Beobachter und ein sanftmütiger Beschreiber, und wie er Verständnis hat für die Fehler der Menschen, so hat er Verständnis für die Schwächen der Dinge, ihr Brüchigwerden, ihren Verfall, ihre Einsamkeit. Sein Humor ist nie entblößend, er ist eher maskierend; Flora steht auf Seiten der Opfer, und oft umgeben die Striche eine Sache schützend wie ein Verband aus zartestem Gewebe, selbst mit den Vogelscheuchen hat er Mitleid, schenkt ihnen eine winzige Krone oder einen riesigen Federschmuck, gibt ihnen ein Strichbündel als Rute in die Hand, flickt ihr ausgefasertes Gewand mit dichteren Fäden.

 

Wieland Schmied

  Der Tiroler Flora ist der Denker und Grübler unter den Karikaturisten. In seiner zeichnerischen Dialektik setzt sich die Gegenwart mit der Vergangenheit auseinander und verliert die Partie. Flora ist nicht ohne Traurigkeit. In seinem Werk sind Welten untergegangen und wir ahnen, dass auch wir untergehen. Die Gegenwart scheint von der Vergangenheit umklammert, kommt nicht von ihr los, wird selber zur Vergangenheit, wird von ihr verschluckt. Nur auf dem Umweg über die Vergangenheit wird daher eine Aussage über die Gegenwart möglich: die Gegenwart liest sich an ihrer Vergangenheit ab. Flora schreitet rückwärts in die Zukunft. Das scheint unzeitgemäß in einer Zeit, in der jeder, der da pinselt, schreibt oder komponiert, gleich die Gegenwart verändern will. Doch ist es nicht unwissenschaftlich. Schließlich treiben wir in einem Meer von Vergangenheit dahin, lehrt die Astronomie. Die Sterne, die uns umgeben, sind Vergangenheit, und blicken sie auf uns, glotzen ihnen Dinosaurier entgegen.

Friedrich Dürrenmatt

 

 

Zuletzt aktualisiert am 27.02.2024 10:12 ! - Irrtum  und Schriftfehler vorbehalten!