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Hubert Schmalix |
Die
Technik des Durchdrucks/Schablonendrucks Das bisher einzige
Durchdruckverfahren, in Europa erst seit Anfang des 20. Jhd. bekannt, ist der
Siebdruck, auch Serigrafie genannt. Streng genommen ist der Siebdruck kein
Durchdruckverfahren, sondern ein Schablonen- verfahren, das mit den
traditionellen Drucken überhaupt nichts zu tun hat. (Arbeiten mit einer Art
Schablone gibt es aber kulturhistorisch gesehen schon seit der Zeit der Höhlenmalerei.)
Die Technik eignet sich besonders für große Formate und für farbigen Flächendruck.
Beim Farbdruck (mit lasierender und deckender Farbe) muss für jede Farbe ein
Sieb verwendet werden. Der Siebdruck als künstlerisches Ausdrucksmittel, in
Deutschland von Willi Baumeister am frühesten ausgenutzt, erlebt erst Mitte der
sechziger Jahre (in Zusammenhang mit der Pop- und Op-Art) eine umfassendere
Anwendung. TECHNIK.
Elementare Voraussetzung ist ein mit feinmaschigem Gewebe (Seide, Dederon,
Polyester, Metalldrahtgaze etc.) straff bespannter Druckrahmen (Sieb). Die
Partien des Gewebes, die drucken sollen, werden farbdurchlässig gehalten, während
die nicht druckenden Stellen durch Abdecken mit verschiedenen Materialien
(Schablonen) farbdurchlässig gemacht werden. Die Zeichnung kann manuell
hergestellt werden. Dabei wird einmal die Schablone auf das Sieb gezeichnet, zum
anderen die Schablone als Handschnitt gefertigt. Sie kann aber auch fotografisch
(fotomechanische Schablone, häufig Raster-Siebdruck nach Halbtonvorlagen, also
von Fotos) auf das Sieb gebracht werden. Bei der durch "Handarbeit"
auf dem Sieb hergestellten Schablone wird das Sieb mit wasserlöslichem Leim
bestrichen. Zonen, die drucken sollen, werden wieder ausgewaschen. Bei der
Schnittschablone werden auf das Sieb z.B. Papier- oder Folienformen geklebt, die
ebenfalls das Durchlassen der Farbe verhindern. Zum Druck wird der Druckträger
unter das Sieb gelegt. Die Farbe wird außerhalb des Motivs auf das Sieb
gegossen, mit dem Rakel über das Sieb verteilt und anschließend mit dem selben
Werkzeug durch das Sieb auf das Papier gepresst. Neben dem manuellen Druck gibt
es auch den maschinellen Druck (halb- oder vollautomatische Flachbettpresse,
Vakuum-Zylinderpresse, Rotations- Siebdruck etc.). Der Siebdruck reizt durch
perfekt abbildende Verfahren und reiche Kombinations- Möglichkeiten. Siebdrucke
wirken oft sehr abstrakt, dekorativ bzw. auch vektorgrafisch. VARIATIONEN.
Siebdruck kombiniert mit Original - Offset oder mit Lithografie (Japan). Größe
technische Vielfalt bei dem Engländer Richard Hamilton (z.B. Offset-Lithografie
mit farbiger Collage; Siebdruck und Pochoir [Farbauftrag mittels Schablone und
Pinsel] in Rosa, Orange, verschied. Grau- und Blautönen und Lack bzw. Siebdruck
über farbigem Lichtdruck). Kombinationen mit farbigem Metalleindruck
(Friedensreich Hundertwasser). Siebdruck nicht nur auf Papier, sondern auf
Folie, Leinwand, Astralon, Aluminium, Plexiglas etc. Aufeinaderschweißen
mehrerer mit Siebdruck bedruckter Plastfolien (Roy Lichtenstein). Druck mit fluoreszierenden
Farben, Kombination von Aquatinta und Siebdruck (Manfred R. Böttcher).
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Zuletzt aktualisiert am 31.03.2024 11:28 ! - Irrtum und Schriftfehler vorbehalten! |